T. Gnägi u.a. (Hrsg.): Gestaltung, Werk, Gesellschaft

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Titel
Gestaltung, Werk, Gesellschaft. 100 Jahre Schweizerischer Werkbund SWB


Herausgeber
Gnägi, Thomas; Bernd, Nicolai; Jasmine, Wohlwend Piai
Erschienen
Zürich 2013: Scheidegger & Spiess
Anzahl Seiten
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Sebastian Brändli

Zu seinem Zentenarjubiläum hat sich der Schweizerische Werkbund eine voluminöse Gesamtschau seines Wirkens geleistet, die sich auf eine grössere Nationalfondsstudie unter der Leitung des Berner Kunstgeschichte-Ordinarius Bernd Nicolai stützen konnte (Lehrstuhl für Architekturgeschichte und Denkmalpflege). Entstanden ist ein gewichtiges Porträt mit Kapiteln über die Institutionsgeschichte, die Öffentlichkeit und Vermittlung, «Gesellschaft gestalten», Produktgestaltung und Design und «Von der Wohnung zum Siedlungsraum». Eine Sammlung von Porträts von 17 Funktionären und einer weiblichen Funktionsträgerin – Vorsitzende, Redaktoren, Geschäftsführer – sowie ein Anhang runden das Werk ab.

Das Aktivitätsfeld einer erfolgreichen, interdisziplinär sowie auch interprofessionell aufgestellten, hundertjährigen Vereinigung ist naturgemäss breit, so dass ein einzig chronologischer Aufriss, aber auch eine konsequent thematische Gliederung nicht zum Ziel führen würde. Der Entscheid, in einer ersten Gliederung thematische Schwerpunkte zu setzen, die dann in den Kapiteln eine mehr oder minder chronologische Darstellung nach sich ziehen, ist dem Gegenstand insgesamt angemessen, führt indessen teilweise zu Unübersichtlichkeit und auch zu Wiederholungen. Der Geschichte des SWB wird diese Gliederung jedoch gerecht, denn in der Tat wechselten die Schwerpunkte der Aktivitäten und die zu meisternden Herausforderungen im Verlaufe der 100 Jahre mehrmals – und teilweise recht grundsätzlich. Auch Aussenbeziehungen waren grossem Wandel unterzogen, so etwa das Verhältnis zum Deutschen Werkbund, der für die Gründung Vorbildcharakter hatte, nach dem Zweiten Weltkrieg indessen war es eher der schweizerische Verein, der beim Wiederaufbau des deutschen Pate stand. Auch die binnenschweizerischen Beziehungen zwischen deutsch- und französischsprachigen Weltsichten waren im Verlaufe des Jahrhunderts häufigem Wandel unterzogen.

Bekannt wurde der Werkbund in den verschiedenen Zeitperioden mit unterschiedlichen Themen. Standen zu Beginn Ausstellungen – auch in der Tradition der internationalen und nationalen Gewerbeausstellungen – im Vordergrund, rückten seit dem Bauhaus Architektur- und Städtebaufragen in den Vordergrund. Die Diskussion um Design trat aber deshalb nicht in den Hintergrund, vielmehr war gerade die Frage der Guten Form eines der Hauptthemen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Überhaupt blieb Design und Produktgestaltung während der ganzen Dauer ein wichtiges Diskussionsthema des Werkbundes. Seit den 1960er Jahren ist eine verstärkte Interdisziplinarität zu beobachten, die insbesondere im Thema Städtebau geistes- und sozialwissenschaftliche mit technischen Disziplinen zusammenbringt. Ein wichtiges Rückgrat der Vereinsbemühen war zudem das Führen der renommierten Zeitschrift Das Werk.

Der an Kapiteln, Texten, aber auch vor allem an Illustrationen reiche Band repräsentiert die Ziele und das Wirken des Schweizerischen Werkbundes in seiner Breite. Was vielleicht etwas zu kurz kommt, ist die kultur- und sozialgeschichtliche Einordnung der verschiedenen Themen- und Aktivitätsfelder. Das hätte letztlich wohl auch geholfen, die teilweise sehr diversen Stossrichtungen in ihrer Gesamtwirkung verständlicher zu machen. Eine konsistente Monografie ist so nicht entstanden, auch wenn die Kapitel aller Autoren schöne, gut recherchierte Einzelabhandlungen darstellen. Besonders wertvoll ist der vorgelegte Band auch wegen der wunderschönen Aufmachung mit zahlreichen, sehr instruktiven Illustrationen.

Zitierweise:
Sebastian Brändli: Rezension zu: Thomas Gnägi, Bernd Nicolai und Jasmine Wohlwend Piai (Hg.), Gestaltung, Werk, Gesellschaft. 100 Jahre Schweizerischer Werkbund SWB, Zürich: Scheidegger & Spiess, 2013. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte Vol. 66 Nr. 1, 2016, S. 180-181.

Redaktion
Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte Vol. 66 Nr. 1, 2016, S. 180-181.

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